SCHOOL FUTURES In a Nutshell – Das Projekt in wenigen Worten

Das Projekt „SCHOOL FUTURES“ geht davon aus, dass wir Zukunft nicht über uns ergehen lassen müssen, sondern zu einem gewissen Grad beeinflussen  und in die eigene Hand nehmen können! Nur wie!? Neue Ansätze zur nachhaltigen Schulentwicklung durch konkrete Veränderungen in Lehre, Lernen und der Lernumgebung werden dazu in Zusammenarbeit mit drei Schulen entwickelt und wenn möglich auch umgesetzt.

Welten im Wandel - Die Zukunft ist ungewiss.

Was muss als Individuum oder als (Schul-)Gemeinschaft gelernt werden, um die Zukunft besser verstehen und beeinflussen zu können?

Das Projekt SCHOOL FUTURES stellt ein Portal – ein Tor in die Zukunft – dar, das uns dabei hilft, die verschiedenen Kräfte, die unsere Welt verändern, kennenzulernen und sich mit ihren potentiellen Auswirkungen auf die Welten von Morgen vertraut zu machen.Durch die Arbeit mit einem Set aus plausiblen aber grundverschiedenen Zukunftsszenarien bietet der Ansatz des Projekts und die daraus entwickelten Materialien eine Diskussionsbasis für eine zukunftsorientierte Neuausrichtung des Lernens.

Warum? Unser Antrieb:

Jeder der mitmacht kann lernen, Zukunft gezielter mitzugestalten. Das Lernen durch die Erstellung und Bewertung  von Zukunftsbildern beruht auf einem partizipativen Prozess (Abbildung 1). Dieser Prozess verhilft zu einem besseren Einblick (i) in verschiedene Weltbilder und Zusammenhänge zwischen technologischem, kulturellem und gesellschaftlichem Wandel, in der Gegenwart und der Zukunft; (ii) in diverse Meinungen und Wertvorstellungen, die mit verschiedenen Entwicklungen verbunden sind; und in (iii) Handlungsmöglichkeiten und deren soziale Akzeptanz (Abbildung 1.).

Die Ideen, Wege und Prozesse, die die drei Schulen entwickeln, können mittelfristig an anderen Schulen in Luxemburg übernommen, angepasst und im Schulalltag verankert werden. Aus der Arbeit der drei Schulen können Gelingensbedingungen für eine nachhaltige Schulentwicklung und damit auch für die Entwicklung des gesamten Bildungssystems erstellt werden. Ziel des Projekts ist eine neue Kultur des vernetzten und zukunftsorientierten Denkens, der Kreativität und Autonomie in den Schulen. Es sollen Entwicklungspfade entstehen, die zur Verwirklichung einer Vision führen – einer Vision von Lehren und Lernen, in der die starken Wechselwirkungen zwischen Kultur, Wertvorstellungen, Wirtschaft und Technologie, sozialen Verhaltensweisen oder Lebensqualität und gefühlter Umwelt stärker berücksichtigt werden. Denn eben dies wird heute an Schulen oft noch zu wenig beachtet. Es fällt dem Lehrpersonal zurzeit schwer, unter den bestehenden strukturellen Bedingungen vernetzt zu arbeiten. Schule als zentraler Bestandteil des Bildungssystems bestimmt deshalb, wie sich jeder Einzelne in die Gestaltung der Zukunft einbringen kann.

Zielsetzung

Das Projekt wurde im Jahr 2016 von der Universität Luxemburg gemeinsam mit drei Schulen und dem Service de Coordination de la Recherche et de l’Innovation Pédagogiques et Technologiques (SCRIPT) initiiert. Es soll durch das partizipative Erstellen von Zukunftsbildern und konkreten Schulprojekten in drei sehr verschiedenen Schulen zeigen, wie sich Lehre und Lernen verändern müssen, damit künftige Generationen fit für die Zukunft sind. Damit schafft es einen kreativen Raum, um mit zukunftsfähigen Lehransätzen und Inhalten zu experimentieren. Die Schulen sind das klassische Lyzeum „Athenée“, die katholische Privatschule „Fieldgen“, und das Lycée Technique d’Esch. Wichtige Fähigkeiten, wie zukunftsorientiertes vernetztes Denken und fächerübergreifende Zusammenarbeit in diversen Gruppen, werden durch die Mitarbeit in diesem Projekt angeregt. 

Mitmachen: Schuldirektoren, Lehrkräfte, Schüler und Eltern – jeder, der sich direkt oder indirekt mit Prozessen von Lernen und Lehren auseinandersetzt und das Bildungssystem Luxemburgs mitgestalten möchte, ist aufgerufen, mitzumachen. Und das nicht nur in Interviews und Workshops. Jeder kann sich melden, an der Entwicklung und Umsetzung neuer Lern- und Lehrmethoden, die vernetztes und in die Zukunft gerichtetes Denken fördern, teilzunehmen: Man kann etwa durch Kunst, Theater oder Videos verschiedene Zukunftsvorstellungen greifbar machen oder neue fächerübergreifende Schulprojekte entwickeln. Es werden konkrete Ideen, neuartige Lern- und Lehrformen und Methoden nicht nur gesammelt, sondern auch umgesetzt. Mögliche Bedenken und Beschränkungen bei der Umsetzung, wie z.B. der neuen Vorgehensweise entgegenstehende Bewertungsschemata von Schülern und Schulen werden dokumentiert und mit Entscheidungsträgern besprochen. 

Lernen Zukunft mitzugestalten

Die Welten, in denen wir leben, verändern sich immer rasanter. Neue Technologien und gesellschaftliche Entwicklungen eröffnen Chancen – und fordern uns heraus. Wir sind global vernetzt, mobil und flexibel. Der schnelle Wandel bringt althergebrachte Denkweisen ins Wanken: Dieses gilt global, in Luxemburg aber auch in unserem ganz persönlichen Umfeld.

Schule als Teil der Bildungslandschaft beeinflusst  maßgeblich wie sich die Gesellschaft und jeder Einzelne in die Gestaltung der Zukunft einbringen kann. Neben der Vermittlung von Wissen, ist die Anregung zu lebenslanger Lern- und Handlungsbereitschaft besonders wichtig. Aber vermitteln Schulen von heute in Luxemburg wirklich die Fähigkeiten und das Wissen, die es Schülern von heute ermöglichen werden, morgen ein selbstbestimmtes, verantwortliches Alltags- und Arbeitsleben zu gestalten? Schulsysteme sind bekannt dafür, sich dem gesellschaftlichen Wandel nur überaus langsam anzupassen.

Während des Projekts kann jede Schule sich ihre eigenen Ziele zur nachhaltigen Schulentwicklung setzen und hierfür Lösungsansätze erarbeiten. Das Athénée befasst sich im Rahmen des Projekts mit der anstehenden Reform der „Division Supérieure“: Wie könnte man die neuen Gestaltungsmöglichkeiten der Inhalte und Ausrichtungen der bestehenden fachlichen Einteilung in Sektionen, die die genauen Lerninhalte der Schüler festlegen, nutzen, um Schülern mehr Flexibilität und Wahlmöglichkeiten zu bieten? Ist dies wirklich wünschenswert
und machbar? Das Fieldgen entwickelt Pläne für eine schulübergreifende und kohärente Nachhaltigkeitsstrategie und möchte diese auch umsetzen.

Das Lycée technique d’Esch setzt sich mit den neuen Lehr- und Lernmöglichkeiten der digitalen Technologien auseinander und wird insbesondere überlegen, wie Klassen, die hauptsächlich mithilfe von iPads lernen, so gestaltet werden können, dass Schüler „empowered“ werden, Unterrichtsinhalte und Materialien mitzugestalten.

Was bringt uns hierbei das Erstellen von Zukunftsbildern? Nachhaltigkeit weist nicht nur auf die Vernetzung von lokalen und globalen Begebenheiten hin, sondern erfordert auch, Zusammenhänge zwischen heutigen Handlungen und zukünftigen Umständen in Betracht zu ziehen. Vorstellungen von „Zukunft“ sind meist ein Auslöser von Diskussionen darüber, was im Jetzt zu verändern ist (Abbildung 2). Gemeinsam den Blick in die Zukunft zu richten, hilft, Gestaltungsmöglichkeiten und Handlungszwänge besser zu erkennen und aus verschiedenen Blickwinkeln zu diskutieren. Es gibt hierzu verschiedene Methoden (z.B. Szenarien, Visionen und Prognosen), die alle einen unterschiedlichen Zweck erfüllen. Szenarien erkunden explorativ, welche Zukunftsbilder sich unter welchen Bedingungen einstellen könnten; sie zeigen ganz verschiedene mögliche zukünftige Welten, auch um Risiken, mögliche Überraschungen, Unsicherheiten und Wissenslücken aufzuzeigen. Diese Methode wird oft mit vernetztem Denken verbunden. Im Gegensatz hierzu bietet eine Vision eine wünschenswerte und richtungsweisende Zukunft. Die beiden Methoden ergänzen sich. Der Erstellungsprozess und die gemeinsame Bewertung der Zukunftsbilder hilft verschiedene Meinungen zu verstehen und verschiedene Arten von Fachwissen über Gesellschaft, Wirtschaft, Natur und Technologie zusammenzuführen.

Das Projekt bietet die Möglichkeit, partizipative Prozesse anzustoßen und dabei wissenschaftlich begleitet zu werden. Die Methoden zur gemeinsamen Erstellung und Bewertung von Zukunftsbildern helfen, zu unterscheiden, welche Kräfte des Wandels wir möglicherweise beeinflussen können, und welche sich unserem Einfluss entziehen (Abbildung 3). Kräfte, auf die wir wenig oder gar keinen Einfluss haben, gilt es, besser einzuschätzen. Andere Kräfte können wir möglicherweise beeinflussen, besonders wenn wir uns mit weiteren Akteuren aus Schulwesen, Politik und Wirtschaft zusammentun (Abbildung 3).

Das Projekt

Das Projekt „Schule und Lernen in Welten des Wandels“ will kollaborative Prozesse zur nachhaltigen Schulentwicklung einleiten. Gemeinsam mit Teilnehmern von drei Luxemburger Schulen will es dazu anregen, zukunftsorientiert und vernetzt zu denken.

Schritt 1: Die Schulen vor ihrem historischen Hintergrund
Das Projekt wird sich zunächst in enger Zusammenarbeit mit den Schulen mit sozialgeographischen Entwicklungen – also den Besonderheiten einer jeden Schule, vor ihrem historischen und lokalen Hintergrund – beschäftigen. In diesem Prozessdes sogenannten „current reality mappings“ geht es darum, zu verstehen, wie vergangene Ereignisse und Kräfte des Wandels auf die drei teilnehmenden Schulen gewirkt und sie zu den Einrichtungen gemacht haben, die sie heute sind. In die Darstellung fließen die subjektiven  Wahrnehmungskonstrukte, die von einer jeden Schule existieren, mit ein. Wie ist die Schulgemeinschaft zusammengesetzt und mit dem sozial-räumlichen Umfeld verbunden? Und wie hat sich die Schule im Laufe der Zeit den Bedürfnissen dieser Gemeinschaft angepasst? Wie hat sich die Schule bis dato mit neuen Herausforderungen der Nachhaltigkeit auseinandergesetzt?

Schritt 2: Bewertung und Erstellung von Zukunftsbildern
In der zweiten Phase des Projekts erstellt jede der beteiligten Schule eine Vision einer wünschenswerten Zukunft, hauptsächlich in Bezug auf die eigene Zielsetzung (Reform der Division supérieure, nachhaltige Schule, oder Digital4education). Jede Schule setzt sich hierzu zuerst auf ihre ganz eigene Weise mit drei Szenarien auseinander, die im Vorhaben „Schule 2030“ im Auftrag des luxemburgischen Nachhaltigkeitsrats entwickelt wurden (siehe Seite 09). Schüler und Pädagogen sind aufgefordert, sich ihre Schule in einer Welt des globalen Wettbewerbs (Szenario 1), der regionalen Autonomie (Szenario 2) und in einem Luxemburg mit mehr als einer Millionen Einwohnern (Szenario 3) vorzustellen. Was bedeuten die Szenarien für die eigene Schule? Was würde sich verändern, wenn die Schule in diesen Welten existierte? Würde die Schule dann überhaupt noch funktionieren? 

Mithilfe dieser Szenarien werden Pädagogen und Schüler herausfinden, wie ihre Schule unter ganz verschiedenen Umständen in der Zukunft aussehen könnte, und wie sie beschaffen sein sollte, damit junge Menschen allen möglichen zukünftigen Herausforderungen, die man sich vorstellen kann, gewachsen sind. Die eigene Schule in eine der zukünftigen Welten versetzt – rasch wird sich zeigen, was funktioniert und was nicht. Der Vergleich wird sichtbar machen, was gelehrt werden sollte, was wichtig und was vielleicht sogar unnötig ist, um Schüler auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Mängel- und Wunschlisten werden zeigen, was an der heutigen Art zu lehren und zu lernen, verändert werden müsste, um zukunftsfähig zu sein – die Vision einer neuen Schule entsteht. 

Schritt 3: Der Weg zur Schule der Zukunft
Visionen sind mehr als Wünsche an die Zukunft. Sie bilden auch den Rahmen, in dem eine Schule agiert, bieten ein Ziel, auf das sich hinarbeiten lässt. In der letzten Phase des Projekts „Schule und Lernen in Welten des Wandels“ wird es darum gehen, herauszufinden, welche Bestandteile der Vision machbar sind und wer sie auf welche Art und Weise umsetzen könnte. Im besten Fall entsteht eine Serie von Projekten, die gemeinsam zur Verwirklichung der Vision führen. Die Visionen, die die Schulen für sich im Rahmen dieses Projekts entwerfen, werden wissenschaftlich begleitet und reflektiert.
Sie werden deutlich machen, ob es Gelingensbedingungen geben wird und ob sich auch der politisch-gesellschaftliche Rahmen für ein neues Lernen in sich wandelnden Welten anpassen muss.

Die CSDD - Studie

Je nachdem welche Kräfte an den Stellschrauben drehen, die unsere Welt verändern, stellen sie das Schulsystem Luxemburgsvor ganz unterschiedliche Herausforderungen:

Szenario 1: Globaler Wettbewerb:
Eine Welt, charakterisiert durch stark ausgeprägten Wettbewerb, technologische Innovationen, lebenslanges Lernen, ohne soziales Sicherheitssystem, keine langfristigen Arbeitsverträge.

Szenario 2: Regionale Autonomie:
Eine Welt von verschiedenen lokalen Hochburgen und regionalen Interessen, die mit alternativen Regierungsformen und technologischen Systemen experimentieren. Hier gibt es ein dezentrales System von lokalen, gemeinschaftsorientierten Schulen die das soziale Lernen lokal und regional stärken.

Szenario 3: Über 1 000 000 Einwohner:
In einer Welt voll politischer Spannungen und ökonomischer Krisen, kommen große Wellen von Zuwanderern nach Luxemburg als einem Zufluchtsort mit relativ guten Lebensbedingungen. Sprachunterschiede, sozioökonomische Ungleichheit und
unterschiedliche Lebensvorstellungen bilden eine Herausforderung für soziale Kohäsion und Integration. Das Schulsystem wird zulasten des traditionellen Lernens total umgestaltet, um soziale Kohärenz zu gewährleisten und unvermeidliche Spannungen
auszugleichen.

Das Projekt „Schule und Lernen in Welten des Wandels“ baut auf den Ergebnissen des CSDD-Projekts auf. Die Szenarien unterstützen die Teilnehmer dabei, Visionen, Entwicklungspfade und konkrete Aktionspläne für sich und ihre Schule zu entwickeln.

Was im CSDD Projekt "Schule 2030" geschah

Wie muss sich das luxemburgische Bildungssystem verändern, um besonders junge Menschen besser auf die Herausforderungen vorzubereiten, die sich ihnen durch den beschleunigten Wandel in Technologie, Bevölkerung, Umwelt und Wirtschaft in Zukunft stellen werden?

Mit dieser Kernfrage beschäftigte sich von Mai 2013 bis März 2016 das wissenschaftliche Projekt „Schule 2030“ des luxemburgischen Nachhaltigkeitsrates (CSDD, Conseil Supérieur du Développement Durable). Ziel von „Schule 2030“ war es, Perspektiven für eine neue nachhaltige und damit zukunftsfähige Schulpolitik zu eröffnen.
In einem partizipativen Prozess mit über 100 verschiedenen Akteuren, hauptsächlich aus dem Schulwesen, der Wissenschaft, der Regierung, sowie mit Schülern und Eltern, wurde untersucht, wie unsere Lebenswelten, ganz besonders aber auch die Art,
wie und was wir in Luxemburg in der Schule lehren und lernen, in Zukunft aussehen könnten. Sechs wesentliche Kräfte des Wandels wurden als maßgeblich identifiziert. Diese bedingen sich gegenseitig und beeinflussen unser Leben entscheidend. Zu den Faktoren zählen (1) die politischen Machtverhältnisse in der Welt, (2) der Zustand unserer Umwelt, (3) die Entwicklung der Weltwirtschaft, (4) die Bedeutung von Wissenschaft und Technologie, (5) die Art und Weise, wie wir zusammenleben wollen und wie wir uns (6) auf eine wachsende Bevölkerung mit zunehmender Migration einstellen (Abbildung 5). Das Ergebnis sind drei Szenarien, die in unterschiedlicher Weise das Bildungssystem Luxemburgs beeinflussen und weiteren Projekten als Werkzeug dienen. zusammen bietet das Set der drei Szenarien einen Denkrahmen, der auch aufzeigt, dass neue Entwicklungen in unseren Lebewelten selten auf einen einzelnen kausalen Effekt zurückzuführen sind. Das Projekt SCHOOL FUTURES entstand aus diesem Projekt unterstützt durch den Service de Coordination de la Recherche et de l‘Innovation pédagogiques et technologiques (SCRIPT) des Bildungsministeriums..