Wir unterstützen Fridays For Future!

Stellungnahme von Wissenschaftler_innen an der Universität Luxemburg zur Unterstützung der Jugendbewegung Fridays4Future

 Verfasst von Constance Carr, Ariane König, Rachel Reckinger, Christian Schulz, Susanne Siebentritt and Norman Teferle.

 Bild von Pixabay.com, einer Creative-Commons-Website.

Artikel erschienen im Luxemburg Wort; „Keine Schwarzseher“; 22.05.2019

Die unterzeichneten Forscherinnen und Forscher der Universität Luxemburg möchten hiermit ihre Unterstützung für die jungen Menschen von Fridays for Future zum Ausdruck bringen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Der menschliche Einfluss auf das Klima ist real, und die fortschreitende Umweltverschmutzung und Zerstörung natürlicher Ressourcen bedrohen die Gesundheit und das Überleben zahlreicher Lebensformen, inklusive der Menschen.

Die Schüler/innen haben recht: In unserem Zeitalter, dem Anthropozän, haben die Menschen die Funktionsweise des gesamten Erdsystems signifikant verändert. Der Schutz und Erhalt der Biosphäre und der Atmosphäre ist daher eine drängende Priorität. Dieser Schutz erfordert einen kritischen Blick auf die sozio-politischen und ökonomischen Machtverhältnisse und (Un-)Gleichheiten, sowie auf den unausgeglichenen Zugang zu Ressourcen und Wissen, die diese konstituieren.

Der Klimawandel wird den biophysikalischen und sozio-ökonomischen Druck noch weiter erhöhen. Um seine schwerwiegenden Auswirkungen abzufedern, ist eine drastische Ver­minderung der Treibhausgasemissionen nötig. Um einen weiteren massiven Verlust von Tier- und Pflanzenarten zu verhindern und unsere Ökosysteme zu erhalten, müssen wir unsere Wirtschaft, unsere Politik und unsere Lebensstile, wie auch unsere Art zu denken und zu handeln grundsätzlich verändern.

An der Universität Luxemburg beschäftigen wir uns in Forschung und Lehre mit einer Reihe von Nachhaltigkeitsfragen, etwa so relevanten Aspekten wie Klimawandel, Umweltverschmutzung, soziale Ungleichheit oder Herausforderungen in der Stadt- und Regionalentwicklung (für eine detaillierte Übersicht siehe https://wwwen.uni.lu/sustainability). Wissenschaft spielt eine Rolle, indem sie ihre Analyse, Kritik, Experimente, Beobachtung und Überlegung anbietet.

Angesichts der Vielfalt der Problemstellungen brauchen wir hierzu einen breiten Ansatz, der die Natur- und Ingenieurwissenschaften ebenso einbindet wie die Sozial- und Humanwissenschaften.

Unsere Forschung in den Ingenieur- und Naturwissenschaften engagiert sich für Innovationen in den Bereichen Erneuerbare Energien, Energie-Effizienz, Wasserwirtschaft, nachhaltige Bauweisen und Materialien, und erfasst Veränderungen des Meeresspiegels, der Erdkruste und der Atmosphäre.

In den Sozialwissenschaften lehren und forschen wir zu Fragen der Stadt- und Regionalentwicklung, räumlicher und sozialer (Un-)Gerechtigkeit, Nachhaltigkeitstransition und gesellschaftlichem Wandel, Ernährungssystemen, alternativen Wirtschaftsformen und Kreislaufwirtschaft, zur Planungspolitik und zu den Auswirkungen der Digitalisierung. Unser Ziel ist es, sozio-ökonomische, politische, ökologische, regulatorische und gesellschaftliche Aspekte von Nachhaltigkeit zu untersuchen. Technologische Optimierungen sind notwendig, aber reichen alleine nicht aus.

Auch versuchen wir, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Technik und Umwelt besser zu verstehen. Kollaborative Forschung kann Experten/innen aus den Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie aus den Sozial- und Humanwissenschaften in einen Austausch mit Praktikern/innen bringen, um nachhaltigere Lösungsansätze zusammen mit jenen Personen zu entwickeln, die sie in ihrem jeweiligen Wirkungsbereich umzusetzen haben.

Wir teilen die Sorgen, die die Schülerinnen und Schüler haben, und glauben, dass noch sehr viel getan werden muss! Deshalb gratulieren wir den Schülern/innen in Luxemburg dafür, ihre Stimme erhoben zu haben und darauf zu bestehen, dass die Umwelt Vorrang hat.

Forschende an der Universität versuchen, zu diesen Diskussionen auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene beizutragen. Wir kooperieren daher auch mit Schulen, um Bildung für Nachhaltigkeit voranzubringen.

Die Jugendlichen, die sich in Fridays for Future engagieren, sind keine Schwarzseher oder gar Propheten des Untergangs. Ihre Sorgen sind berechtigt und absolut begründet. Auch wir denken, dass eine nachhaltige Gesellschaft und der Erhalt unserer Lebensgrundlagen nur durch radikale Veränderungen in Politik, Wirtschaft und individuellen Lebensstilen möglich werden. Die Jugendlichen fordern zurecht einen echten Wandel.

Dieser Text wurde verfasst von (in alphabetischer Reihenfolge): Constance Carr, Ariane König, Rachel Reckinger, Christian Schulz, Susanne Siebentritt and Norman Teferle.

Übersetzt von: Laurence Colin, Christian Schulz, und Susanne Siebentritt

Das Positionspapier wird unterstützt von Damilola Adeleye, Arghavan Akbarieh, Fernand Anton, Ali Arababadi, Panagiota Arnou, Susanne Backes, Vishojit Bahadur Thapa, Annette Barnes, Hélène Barthelmebs-Raguin, Tanja Gabriele Baudson (also from March for Science e.V.), Steffen Bechtel, Tom Becker, Iris Behrmann, Philipp Bender, Amelie Bendheim, Josh Berryman, Luisito Bertinelli, Anne Besslich, Jutta Bissinger, Andreas Bock Michelsen, Lorenc Bogoviku, Elouise Botes, Marlène Boura, Michelle Brendel, Pol Breser, Linda Brucher, Jean-Luc Bueb, Reginald Burton, Aurélie Cantoreggi, Geoffrey Caruso, Qiang Chen, Anne Christen, Brice Clocher, Laurence Colin, Joanne Colling, Ulla Connor, Alex Cornelissen, Phillip Dale, Marie-Alix Dalle, Conchita D’Ambrosio, Marleen de Kramer, Sebastien De Landtsheer, Till Dembeck, Angelika Dierolf, Jan-Tobias Doerr, Marlène Duhr, Florian Ehre, Elisabeth Epping, Nathalie Entringer, Helmut Erich Willems, Cíntia Ertel Silva, Estelle Evrard, Marielle Ferreira Silva, Vinicius Jobim Fischer, Katherine Ford, Kathrin Franzen, Sylvie Freyermuth, Zuzana Frkova, Daniela Gierschek, Peter Gilles, Giulio Giorgione, Oliver Glassl, Josip Glaurdic, Alyssa Grecu, Manfred Greger, Max Greisen, Christian Grévisse, Mael Guennou, Claude Haan, Andrea Hake, Andreas Heinen, Jack S. Hale, Miriam-Linnea Hale, Joachim Hansen, Jennifer Hausen, Thierry Heck, Simone Heiderscheid, Dieter Heimböckel, Andreas Heinen, Nicole Hekel, Malte Helfer, Markus Hesse, Paul Heuschling, Paula Hild, Rannveig Edda Hjaltadóttir, Sviatlana Höhn, Frank Hofmann, Kristina Hondrila, Addisu Hunegnaw, Venkata SR Jampani, Catherine Jones, Diane Kapgen, Steve Kass, Nikos Katsikis, Ulrich Keller, Claudine Kirsch, Andrea Klein, Sonja Kmec, Nicole Knoblauch, Maud Kobrissa, Harlan Koff, Helena Korjonen, Charlotte Krämer, Anja Leist, Jessica Levy, Tomer Libal, Nils Löhndorf, Ariana Loff, Alberto Lomuscio, Marei Lunz, Katinka Mangelschots, Sophie Martini, Charles Max, Michele Melchiorre, Christiane Meyers, Anne-Marie Millim, Marianne Milmeister, Simone Mortini, Volker Müller, Claire Muller, Elke Murdock, Nilanjan Nag, Sascha Neumann, Sylvie Nicolay, Birte Nienaber, Christoph Odenbreit, Ivana Paccoud, Claudia Paraschivescu, Anna Pax, Tahereh Pazouki, Ulla Peters, Ralph Petry, Karl Pickar, Isabelle Pigeron, Justin Powell, Jasmin Preis, Karl Pickar, Bo Raber, Omar Ramirez, Rhea Ravenna Sohst, Sandro Reis, Alex Redinger, Monique Reichert, Katharina Rischer, Robert A.P. Reuter, Estela Richter, Benoît Ries, Nathalie Roelens, Catherine Rolvering, Julia Ros Cuéllar, Martin Sacher, Roland Sanctuary, Violetta Schaan, Elisabeth Schaffner-Reckinger, Ariane Scheffer, Claude Scheuer, Michael Scheuern, Kerry Schiel, Benedikt Schmid, Thomas Schmidt, Marie Schneider, Magdalena Schobel, Isabel Sebastian, Kaarel Sikk, Kevin Simoes, Philipp Sonnleitner, Paula Souza, Conrad Spindler, Georges Steffgen, Camilo Suarez, Tiziana Tamborrini, Gerald Taylor Aiken, Sébastian Thiltges, Emilia Toczydlowska, Gian Maria Tore, Katalin Turai, Francesco Viti, Sara Volterrani, Danièle Waldmann, Yufei Wei, Florian Werner, Catherine Wong, Firat Yolacan, Benteng Zou

Dieser Text zur Unterstützung von Fridays for Future steht im Einklang mit den Forderungen von scientists4future (weitere Informationen unter https://www.scientists4future.org).

Die Stellungnahme wurde am 22. Mai 2019 als Leserbrief im Luxemburger Wort veröffentlicht: 

https://www.wort.lu/de/politik/keine-schwarzseher-5ce3b52cda2cc1784e34480e

Der bereits veröffentlichte deutsche Text wurde nach Absprache mit dem Luxemburger Wort auf dieser Website gepostet.

 Der folgende Link führt zu einer kurzen Radioreportage über die Stellungsnahme auf dem Sender 100,7:

https://www.100komma7.lu/podcast/255087

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